DIAMANTEN-EXPERTE
So investieren Sie in die härteste Währung der Welt
Bei der Geldanlage fristen Diamanten bislang ein Nischendasein. Der deutsche Diamanthändler Dr. Ulrich Freiesleben will das ändern und bietet die harten Steine über das Internet zum Kauf an. Im Interview mit Finanzen100 erläutert er, wie Diamanten-Investments funktionieren und warum die Preise langfristig steigen sollten.Dr. Ulrich Freiesleben ist so etwas wie ein Unikat: Der 62-Jährige gehört zu den wenigen Deutschen, die an der Diamantenbörse in Antwerpen ein Büro unterhalten - und somit direkten Zugang zu dem abgeschotteten Markt haben. Über seine westfälische Diamantenmanufaktur beliefert Freiesleben, in Händlerkreisen auch "Dr. Diamond" genannt, vorwiegend Schmuckdesigner.
Seit 2011 etabliert Freiesleben Diamanten über das Online-Portal diamondax.com auch als Anlageobjekt. Hier können Anleger ausgesuchte Diamanten zur Wertanlage kaufen und verkaufen. Einzelne Steine sind bereits für weniger als 1.000 Euro zu haben. Vermögende Investoren können sich ein individuelles Portfolio zusammenstellen lassen und dies auf Wunsch mehrwertsteuerfrei lagern. Freiesleben erwirbt die Steine dann sozusagen "on demand" an den internationalen Diamantenbörsen. Den Rückkauf der Steine garantiert das Unternehmen über einen Zeitraum von zehn Jahren.
Finanzen100: Herr Freiesleben, die Wahlen in Italien und die Krise in Zypern haben die Anleger zuletzt massiv beunruhigt. Steigt jetzt die Nachfrage bei als krisensicher gepriesenen Investments wie Diamanten?
Freiesleben: Was im Falle Zyperns als Rettung beschlossen wurde ist sicherlich nicht vertrauenserweckend und ich bin sicher, dass dies eine nachhaltige Verunsicherung zur Folge haben wird. Direkte Auswirkungen spüren wir im Gegensatz zu Goldhändlern beispielsweise nicht. Das Geschäft mit Diamanten ist nicht ganz so seismografisch. Unsere Kunden suchen längerfristige Investments.
Grundsätzlich ist der Markt für Diamanten nicht mit dem für Edelmetalle oder Aktien zu vergleichen. Es gibt keinen geregelten Markt. Bei uns entsteht der Preis ganz klassisch über das physische Angebot und die physische Nachfrage. Einflüsse über Derivate oder Ähnliches gibt es nicht. Was wir merken ist, dass die Nachfrage bei steigenden Aktienkursen eher zurückgeht. Ich sehe aber keine Korrelation etwa zwischen dem Dax und Diamantenpreisen.
Finanzen100: Mit Diamondax haben sie 2011 Neuland betreten. Zuvor war es selbst für professionelle Investoren äußerst schwierig, in Diamanten zu investieren. Erste physisch hinterlegte Fonds stecken noch in den Kinderschuhen. Wie ist die Resonanz bei Ihnen?
Freiesleben: Wir sind sehr zufrieden. Allerdings stehen wir noch am Anfang, sind gerade erst dabei, einen Markt zu schaffen. Die Anleger müssen sich erst daran gewöhnen, auch an die Abläufe. So müssen sie beispielsweise Vorkasse leisten, erworbene Steine werden von einem Sicherheitsunternehmen geliefert. Viele Kunden machen erst Testkäufe, bevor sie einen Einkaräter bestellen. 35 bis 40 Prozent kaufen wiederholt. Erstaunlich ist auch die durchschnittliche Bestellgröße, die weit über unseren Erwartungen liegt. Viel läuft aber auch über den direkten Kontakt mit uns - individuelle Beratung ist ab einem bestimmten Investitionsvolumen sinnvoll.
Finanzen100: Welche Anleger investieren in Diamanten?
Freiesleben: Grundsätzlich handelt es sich um Leute, die sich mit dem Thema schon richtig befasst haben. Sie wissen ganz genau, was sie wollen und für die Sicherheit vor irgendwelchen Renditefragen kommt. Noch nie hat jemand gefragt: Wo steht der Preis dann und dann? Diese Frage könnten wir ohnehin nicht beantworten. Unsere Kunden wollen häufig in Sachwerte umschichten. Sie haben beispielsweise schon Immobilien und Gold im Portfolio und wollen dies nun um eine kleine, feine und doch harte Währung erweitern.
Finanzen100: 2012 haben die Preise für Diamanten nachgegeben, zuletzt war wieder ein Anstieg zu verzeichnen. Welche Faktoren sind hier maßgeblich?
Freiesleben: Der Diamantenpreis wird noch nicht von der Investitions-, sondern von der Schmucknachfrage getrieben. Der Markt in den USA ist erstaunlich stabil, hier entstehen 40 Prozent der Nachfrage und dort ist sogar ein leichtes Plus zu verzeichnen. Indien und China kommen als weitere große Märkte hinzu - die Schwellenländer sind generell sehr schmuckaffin. Hier wird das derzeitige Nachfrageminus in Südeuropa mehr als kompensiert.
Finanzen100: Und was können wir in Zukunft erwarten? Die Unternehmensberatung Bain & Company rechnet damit, dass die Nachfrage nach Diamanten bis 2020 jährlich um 6,6 Prozent steigen soll, während das Angebot jedes Jahr nur um 2,8 Prozent zunimmt...
Freiesleben: Aktuell ist wichtig, dass das chinesische Neujahrsfest und der Valentinstag in den USA gut gelaufen sind, einige wichtige Messen auch. Für die nächsten drei bis vier Monate sieht es so aus, als würden die Preise anziehen. Dies ist bei Rohdiamanten, was man als Frühindikator sehen kann, bereits der Fall.
Angebotsseitig sind derzeit zudem keine großen Minenvorkommen oder neue Claims in Sicht. Und neue Vorkommen müssten erst aufwendig erschlossen werden. BHP Billiton und Rio Tinto haben den Rückzug aus dem Abbau angetreten, weil die Perspektiven hier nicht so sind wie erwartet. Das spricht für einen langfristigen, stabilen Aufwärtstrend bei den Diamantenpreisen.
Finanzen100: Herr Freiesleben, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Info: Investieren in Diamanten
Im Gegensatz zu dem einheitlichen Rohstoff Gold, wo nur das Gewicht die Preisunterschiede ausmacht, gibt es bei Diamanten eine Vielzahl von Kriterien, die letztlich den Preis bestimmen. Hier spricht man hier von den vier Cs: Carat (Gewicht in Karat, wobei ein Karat 0,2 Gramm entspricht), Cut (Schliff), Clarity (Reinheit) und Colour (Farbe).
Das oftmals als fünftes „C“ bezeichnete Zertifikat (Certificate) bescheinigt schließlich Qualität und Echtheit des Diamanten. Eine handvoll anerkannter Prüflabore wie das Gemological Institute of America (GIA) fertigen diese Expertisen an. Jeder Stein verfügt über eine mit einem Laser eingravierte Zertifikatsnummer, so dass ihm das Papier eindeutig zuzuordnen ist. Diese Zertifizierung garantiert zugleich die Fungibilität der Anlage: Nur mit einer international anerkannten Expertise können die Diamanten gehandelt werden.
Auf Käufe wird die Mehrwertsteuer fällig.
Von [i]Nils Dietrich[/i]
So investieren Sie in die härteste Währung der Welt
Bei der Geldanlage fristen Diamanten bislang ein Nischendasein. Der deutsche Diamanthändler Dr. Ulrich Freiesleben will das ändern und bietet die harten Steine über das Internet zum Kauf an. Im Interview mit Finanzen100 erläutert er, wie Diamanten-Investments funktionieren und warum die Preise langfristig steigen sollten.Dr. Ulrich Freiesleben ist so etwas wie ein Unikat: Der 62-Jährige gehört zu den wenigen Deutschen, die an der Diamantenbörse in Antwerpen ein Büro unterhalten - und somit direkten Zugang zu dem abgeschotteten Markt haben. Über seine westfälische Diamantenmanufaktur beliefert Freiesleben, in Händlerkreisen auch "Dr. Diamond" genannt, vorwiegend Schmuckdesigner.
Seit 2011 etabliert Freiesleben Diamanten über das Online-Portal diamondax.com auch als Anlageobjekt. Hier können Anleger ausgesuchte Diamanten zur Wertanlage kaufen und verkaufen. Einzelne Steine sind bereits für weniger als 1.000 Euro zu haben. Vermögende Investoren können sich ein individuelles Portfolio zusammenstellen lassen und dies auf Wunsch mehrwertsteuerfrei lagern. Freiesleben erwirbt die Steine dann sozusagen "on demand" an den internationalen Diamantenbörsen. Den Rückkauf der Steine garantiert das Unternehmen über einen Zeitraum von zehn Jahren.
Finanzen100: Herr Freiesleben, die Wahlen in Italien und die Krise in Zypern haben die Anleger zuletzt massiv beunruhigt. Steigt jetzt die Nachfrage bei als krisensicher gepriesenen Investments wie Diamanten?
Freiesleben: Was im Falle Zyperns als Rettung beschlossen wurde ist sicherlich nicht vertrauenserweckend und ich bin sicher, dass dies eine nachhaltige Verunsicherung zur Folge haben wird. Direkte Auswirkungen spüren wir im Gegensatz zu Goldhändlern beispielsweise nicht. Das Geschäft mit Diamanten ist nicht ganz so seismografisch. Unsere Kunden suchen längerfristige Investments.
Grundsätzlich ist der Markt für Diamanten nicht mit dem für Edelmetalle oder Aktien zu vergleichen. Es gibt keinen geregelten Markt. Bei uns entsteht der Preis ganz klassisch über das physische Angebot und die physische Nachfrage. Einflüsse über Derivate oder Ähnliches gibt es nicht. Was wir merken ist, dass die Nachfrage bei steigenden Aktienkursen eher zurückgeht. Ich sehe aber keine Korrelation etwa zwischen dem Dax und Diamantenpreisen.
Finanzen100: Mit Diamondax haben sie 2011 Neuland betreten. Zuvor war es selbst für professionelle Investoren äußerst schwierig, in Diamanten zu investieren. Erste physisch hinterlegte Fonds stecken noch in den Kinderschuhen. Wie ist die Resonanz bei Ihnen?
Freiesleben: Wir sind sehr zufrieden. Allerdings stehen wir noch am Anfang, sind gerade erst dabei, einen Markt zu schaffen. Die Anleger müssen sich erst daran gewöhnen, auch an die Abläufe. So müssen sie beispielsweise Vorkasse leisten, erworbene Steine werden von einem Sicherheitsunternehmen geliefert. Viele Kunden machen erst Testkäufe, bevor sie einen Einkaräter bestellen. 35 bis 40 Prozent kaufen wiederholt. Erstaunlich ist auch die durchschnittliche Bestellgröße, die weit über unseren Erwartungen liegt. Viel läuft aber auch über den direkten Kontakt mit uns - individuelle Beratung ist ab einem bestimmten Investitionsvolumen sinnvoll.
Finanzen100: Welche Anleger investieren in Diamanten?
Freiesleben: Grundsätzlich handelt es sich um Leute, die sich mit dem Thema schon richtig befasst haben. Sie wissen ganz genau, was sie wollen und für die Sicherheit vor irgendwelchen Renditefragen kommt. Noch nie hat jemand gefragt: Wo steht der Preis dann und dann? Diese Frage könnten wir ohnehin nicht beantworten. Unsere Kunden wollen häufig in Sachwerte umschichten. Sie haben beispielsweise schon Immobilien und Gold im Portfolio und wollen dies nun um eine kleine, feine und doch harte Währung erweitern.
Finanzen100: 2012 haben die Preise für Diamanten nachgegeben, zuletzt war wieder ein Anstieg zu verzeichnen. Welche Faktoren sind hier maßgeblich?
Freiesleben: Der Diamantenpreis wird noch nicht von der Investitions-, sondern von der Schmucknachfrage getrieben. Der Markt in den USA ist erstaunlich stabil, hier entstehen 40 Prozent der Nachfrage und dort ist sogar ein leichtes Plus zu verzeichnen. Indien und China kommen als weitere große Märkte hinzu - die Schwellenländer sind generell sehr schmuckaffin. Hier wird das derzeitige Nachfrageminus in Südeuropa mehr als kompensiert.
Finanzen100: Und was können wir in Zukunft erwarten? Die Unternehmensberatung Bain & Company rechnet damit, dass die Nachfrage nach Diamanten bis 2020 jährlich um 6,6 Prozent steigen soll, während das Angebot jedes Jahr nur um 2,8 Prozent zunimmt...
Freiesleben: Aktuell ist wichtig, dass das chinesische Neujahrsfest und der Valentinstag in den USA gut gelaufen sind, einige wichtige Messen auch. Für die nächsten drei bis vier Monate sieht es so aus, als würden die Preise anziehen. Dies ist bei Rohdiamanten, was man als Frühindikator sehen kann, bereits der Fall.
Angebotsseitig sind derzeit zudem keine großen Minenvorkommen oder neue Claims in Sicht. Und neue Vorkommen müssten erst aufwendig erschlossen werden. BHP Billiton und Rio Tinto haben den Rückzug aus dem Abbau angetreten, weil die Perspektiven hier nicht so sind wie erwartet. Das spricht für einen langfristigen, stabilen Aufwärtstrend bei den Diamantenpreisen.
Finanzen100: Herr Freiesleben, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Info: Investieren in Diamanten
Im Gegensatz zu dem einheitlichen Rohstoff Gold, wo nur das Gewicht die Preisunterschiede ausmacht, gibt es bei Diamanten eine Vielzahl von Kriterien, die letztlich den Preis bestimmen. Hier spricht man hier von den vier Cs: Carat (Gewicht in Karat, wobei ein Karat 0,2 Gramm entspricht), Cut (Schliff), Clarity (Reinheit) und Colour (Farbe).
Das oftmals als fünftes „C“ bezeichnete Zertifikat (Certificate) bescheinigt schließlich Qualität und Echtheit des Diamanten. Eine handvoll anerkannter Prüflabore wie das Gemological Institute of America (GIA) fertigen diese Expertisen an. Jeder Stein verfügt über eine mit einem Laser eingravierte Zertifikatsnummer, so dass ihm das Papier eindeutig zuzuordnen ist. Diese Zertifizierung garantiert zugleich die Fungibilität der Anlage: Nur mit einer international anerkannten Expertise können die Diamanten gehandelt werden.
Auf Käufe wird die Mehrwertsteuer fällig.
Von [i]Nils Dietrich[/i]